Leben mit Ableismus

woman sitting on wheelchair while using laptop

Leben mit Behinderungen bedeutet Einschränkungen. Man fühlt sich vielleicht nicht krank oder behindert, aber man hat immer einen Mehraufwand. Ob man nun täglich an die Einnahme der Medikamente denken muss, nicht ohne Probleme Stufen überwinden kann oder Hilfe bei manchen Dingen benötigt.

Doch so verschieden Behinderungen sein können, eines haben alle Menschen mit Behinderungen gemeinsam: Die Erfahrung mit Ableismus.

Was ist Ableismus?

Ableismus ist das Fachwort für die ungerechtfertigte Ungleichbehandlung („Diskriminierung“) wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder aufgrund von Lernschwierigkeiten. Es ist also „Ableismus“, wenn ein Mensch wegen einer bestimmten, oft äußerlich wahrnehmbaren Eigenschaft oder einer Fähigkeit – seinem „Behindertsein“ – bewertet wird.

Das Wort „Ableismus“ ist eine direkte Übersetzung des englischen Wortes „ableism“ und setzt sich zusammen aus „to be able“ (= dt. fähig sein) und der Endung –ism (= dt.: -ismus). Man spricht auch in der deutschen Übersetzung die erste Silbe so aus, wie im Englischen, also: Äi-be-lis-mus.

– Quelle: Wörterbuch der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatungsstelle (EUTB)

Kurz gesagt: Ableismus bezeichnet also die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung sowie Vorurteile diesen gegenüber.

Arten des Ableismus

  • die Behinderung ignorieren oder herabspielen
  • direkte oder indirekte Abwertung des betroffenen Menschen
  • sich über Behinderungen oder den betroffenen Menschen lustig machen
  • beurteilen der Behinderung oder der Lebensumstände des Betroffenen

Nicht immer ist Ableismus auffällig. Auch Menschen mit Behinderungen verhalten sich ableistisch – egal ob mit oder ohne Absicht. Es ist nicht immer einfach sich zu jeder Zeit moralisch korrekt zu verhalten und das ist auch okay so. Wir sind schließlich keine Maschinen. Aber wir können unsere Handlungen reflektieren und darüber nachdenken, ob wir etwas Falsches gesagt oder getan haben.

Beispiele im Alltag

Zwei Freundinnen – Anna und Bea – treffen sich zum Beispiel auf einen Kaffee. Im Laufe des Gesprächs wird Annas Epilepsie diagnostiziert. Bea sagt zu ihr: “Übrigens, ich hätte echt nie gedacht, dass du behindert bist. Du siehst so normal aus! Und wie du dein Leben allein auf die Reihe bringst, das ist echt klasse!” Was Bea sicher lieb gemeint hat, sind jedoch gleich zwei ableistische Aussagen:

  • Sie unterstellt, dass Menschen mit Behinderung besonders aussehen müssten. Tatsächlich jedoch sind die meisten Behinderungen unsichtbar.
  • Sie bewundert Anna dafür, dass sie eigenständig ihr Leben lebt. Behinderung bedeutet nicht, dass man ständig auf Hilfe angewiesen ist.

Wie Du helfen kannst

Ein bisschen hast Du das schon, indem Du diesen Artikel sehr aufmerksam gelesen hast. 😉

Aufgrund meiner jahrelangen persönlichen Erfahrung mit Behinderungen und deren Außenwirkung ist es mir eine Herzensangelegenheit, meine Mitmenschen dafür zu sensibilisieren. Deshalb gibt es diesen Blog. Ich hoffe, damit aufklären und den Betroffenen somit ein Stück Lebensqualität zurückgeben zu können.

Sei aufmerksam, biete anderen Menschen Deine Hilfe an, wenn du denkst du kannst helfen. Akzeptiere aber auch, wenn sie abgelehnt wird. Vielleicht wirkt es im ersten Moment so, aber viele Menschen mit Behinderung können auf fremde Menschen hilflos wirken, sind es aber nicht. Und wenn sie keine Hilfe möchten, ist das ihr gutes Recht. Eine solche Grenze nicht zu respektieren, ist ebenfalls Ableismus.

Gerne darfst Du diesen Artikel teilen und anderen Menschen davon erzählen. Für Aufklärung ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen davon erfahren – nur so können wir etwas ändern!

Empfohlene Artikel

1 Kommentar

  1. Liebe Melissa,
    ich habe mir die Arten des Ableismus, die Du oben aufgeführt hast, angesehen. Ich bin jetzt Mitte 50 und mein ganzes Leben lang geh- und stehbehindert mit fortschreitender Tendenz. Die ersten drei genannten Dinge habe ich als jüngerer Mensch erlebt, mir ist aber schon seit Jahren niemand mehr direkt oder indirekt ableistisch gegenübergetreten. Allerdings habe ich beobachtet, dass Menschen immer gleichgültiger werden und es Glückssache ist, dass mir jemand unaufgefordert hilft und z. B. im Supermarkt meinen Gehstock aufhebt.
    Was ich aber immer wieder erlebe, ist das unaufgeforderte Äußern von Ratschlägen. Wildfremde Menschen, die mich zum ersten Mal sehen, erzählen mir, warum ich nicht dieses oder jenes Hilfsmittel benutze oder sagen, sie wüssten einen Arzt, der mir ganz bestimmt helfen kann. „Haben Sie dann daran noch gar nichts machen lassen?“, habe ich mir nicht nur einmal angehört. Ein klassischer Fall von ‚gut gemeint ist nicht automatisch gut‘. Bei manchen Menschen reicht es, sie zu ignorieren, anderen gegenüber werde ich sehr deutlich. Aber solche Situationen legen sich für eine Weile auf die Stimmung. Im Laufe der Zeit bin ich allerdings dickfelliger geworden.

    Ich wünsche Dir, dass Du mit ableistischen Situationen gut umgehen kannst und das nicht jedes Mal an Dich rankommen lässt. Meistens lohnt es sich nicht, dass man sich so sehr ärgert, dass der Blutdruck steigt.

    Alles Gute für Dich
    Ina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert